Den Krieg eliminieren
Die ukrainische Autorin Eugenia Senik aus Basel versucht mit Worten, Wege aus der Ohnmacht zu finden.
Als ich in Lviv, in der Westukraine, als Deutschlehrerin gearbeitet und Privatstunden gegeben habe, lernte ich mit einem jungen Schüler in solch einer Stunde neue Verben und ihre Vergangenheitsform. Unter vielen Wörtern war ein Verb, das er gar nicht mochte. Leiden. Das Wort war neu für den Jungen und nachdem ich es für ihn übersetzt habe, sah er sehr besorgt aus.
«Warum existiert das Leiden überhaupt? Ich will dieses Wort nicht lernen. Wir sollten das Wort wegwerfen und eliminieren.»
Ich habe meinen Schüler sofort verstanden. Er meinte, wenn das Wort nicht existieren würde, würde auch das Phänomen verschwinden, das es beschreibt. Es ist ein genialer Gedanke. Und leider utopisch.
*Link auf Bajour.ch