«Eugenia, ich habe keine Kraft mehr, Angst zu haben»
Anastasia entschied sich gegen die Flucht. Sie blieb bei ihrem Mann in Kyiv. Der Tod war nah, mittlerweile kann sie sogar wieder arbeiten.
[…]
Ich hatte furchtbare Angst um sie und wollte, dass sie zu mir kommt. Sie antwortete, dass sie ohne ihren Mann nicht gehen wird. Und seine Entscheidung war definitiv. Das Einzige, was mir geblieben ist, war, mit Nastia Kontakt zu halten und ihr zuzuhören, wann immer sie einen Zusammenbruch hatte. Nicht einmal in den Keller wollte ihr Mann gehen. Er sagte, dass er nur in seinem Bett schlafen würde, selbst wenn er dort sterben sollte. Nastia ist mit ihm in der Wohnung geblieben und bekam Panikattacken. Die ganze Zeit über wurden Häuser in ihrer Nähe beschossen und Nastia hatte Angst, überhaupt einzuschlafen. Sie hat sich ein Bett im Flur improvisiert und über einen Monat dort auf dem Boden geschlafen. Ab und zu hat sie mir Bilder geschickt, die sie von ihrem Fenster aus gemacht hat.
Von ihrem Fenster aus konnte sie den ständigen Beschuss von Irpin und Butscha sehen und sie von weit weg mit ihrer Kamera dokumentieren. Sie hatte noch keine Ahnung, was hinter dem Rauch und der Asche passiert war. Niemand von uns wusste es. Und als wir erste Nachrichten darüber bekommen haben, blieben wir beide wortlos und schockiert.
«Ich kann gar nicht mehr schlafen. Ich schliesse die Augen und sehe all die getöteten Menschen. Warum kann das niemand stoppen? Wir werden immer noch regelmässig beschossen. Ich zittere die ganze Zeit und habe schon fast alle Haare verloren.»
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