Die Gedanken, die von Kyiv nach Mariupol fliegen.

Die ukrainische Autorin Eugenia Senik telefoniert täglich mit Freund*innen in der Ukraine. Aber nicht mit allen gleich intensiv, das führt zu Spannungen. Hier erzählt sie die Geschichte von Maryna in Kyiv.

Es wäre jetzt schwierig zu sagen, warum ich genau mit diesen Freunden seit dem 24. Februar in engen Kontakt geraten bin. Ich habe in vielen Städten und verschiedensten Gebieten der Ukraine gelebt und ich habe unglaublich viele Freunde und Bekannte in mehreren Teilen meines Heimatlandes. Warum denn habe ich früh am Morgen während der ersten Explosionen genau diese Freunde angerufen, um zu fragen, wo sie jetzt sind?

Ohne gross nachzudenken habe ich zuerst diejenigen kontaktiert, die sich in direkter Gefahr befanden. Mein Gehirn hat es so bestimmt: Sumy, Kharkiv, Kyiv und Donbas. Egal, ob wir mehrere Jahre keinen Kontakt mehr hatten. Ich habe sehr instinktiv und schnell ihre Namen in den Chats gesucht. 

Dafür habe ich später von einer nahen Freundin Ärger bekommen, die sich an einem sicheren Ort befand. Ich hatte sie zwar kontaktiert, aber sie fand, ich hätte mir zu wenig Zeit für sie genommen. Sie wollte über Gefühle reden, ich wollte sicherstellen, dass die Freunde an gefährlicheren Orten noch am Leben sind. Seitdem spricht sie kaum mit mir. Für mich ist es immer noch schwierig, ihr zu erklären, warum ich in einer extremen Situation zuerst an die gedacht habe, die in Lebensgefahr waren. 

Dieser Krieg provoziert viele innere und unsichtbare Kriege.  

Den Rest des Textes könnt ihr hier weiterlesen


Weitere Texte von Eugenia Senik findet ihr auf bajour.ch

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Ein Monat Krieg – Eugenia schaut zurück

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«Eugenia, wie sieht die Welt jetzt aus?»