Wo ist dein Zuhause?
Die ukrainische Autorin Eugenia Senik hat in Basel eine neue Heimat gefunden. Verbunden fühlt sie sich aber mit vielen Orten und Menschen. Vom Suchen und Finden eines Zuhauses.
Vor einem Jahr besuchte ich eine Sprachschule in Basel, um mein Deutsch zu verbessern. Wir hatten uns für die Weihnachtsferien verabschiedet, als der Lehrer uns fragte, ob wir zu Weihnachten nach Hause fahren würden. Ich habe geantwortet, dass mein Zuhause hier sei, deswegen bleibe ich in Basel. Der Lehrer hat so laut gelacht, als hätte ich einen unglaublichen guten Witz gemacht. Und ich war sprachlos.
«Aber gehst du nicht deine Eltern besuchen, dort, wo du aufgewachsen bist?»
Man muss mir nicht erklären, was das Zuhause bedeutet. Diesen Begriff kenne ich viel zu gut. Und so habe ich meine Emotionen versteckt, ein unglaubwürdiges Lächeln an mein Gesicht gezaubert und ruhig geantwortet.
«Meine Eltern sind tot. Mein Zuhause ist seit 2014 besetzt. Jetzt ist mein Zuhause hier.»
Der Lehrer hat nicht aufgegeben mit seinen Witzen.
«Dann bist du eine Bürgerin der Welt. Die ganze Welt ist dein Zuhause.»
«Nein, mein Zuhause ist hier in Basel.»
Ich verliess die Schule schon mehr als sprachlos und fühlte mich zutiefst verletzt. Ich konnte nicht begreifen, was daran so lustig sein könnte, Basel als mein Zuhause zu sehen. Vielleicht kann es mir jemand erklären? Fast ein Jahr ist vergangen und ich kann bis jetzt nicht verstehen, was ich damals Lustiges gesagt haben soll.
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